Teil 1/3: Wealth Management für GründerInnen und ManagerInnen von Startups

Ein Leitfaden für die Asset Allocation und die rechtliche wie steuerrechtliche Umsetzung - Teil 1. Viele GründerInnen, Angels und ManagerInnen stellen sich nach einem Exit-Ereignis die Frage, wie sie mit dem neuen Vermögenszuwachs umgehen und wie sie das Vermögen am sinnvollsten verwalten können. Dieser Erste Teil unserer Serie dient dazu, mögliche Ausgangssituationen und die nötigen Vorüberlegungen zu beleuchten. Im Zweiten Teil konzentrieren wir uns auf Anlageziele und eine mögliche Struktur des Portfolios für GründerInnen und ManagerInnen von Startups. Im Dritten Teil zeigen wir steuerrechtlich und juristisch sinnvolle Wege auf, wie sich im praktischen Sinne das Vermögen strukturieren lässt.

Teil 1/3: Wealth Management für GründerInnen und ManagerInnen von Startups
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Jedes Jahr finden dutzende von Startup-Exits statt. Das ist nicht nur ein Erfolg für die GründerInnen und Business Angels, sondern auch für die ersten ManagerInnen, die das Startup mit aufgebaut haben und ohne die ein Erfolg nicht denkbar wäre. Viele dieser GründerInnen, Angels und ManagerInnen stellen sich nach einem Exit-Ereignis die Frage, wie sie mit dem neuen Vermögenszuwachs umgehen und wie sie das Vermögen verwalten können. In Zusammenarbeit mit Jan Voss, Geschäftsführer von Cape May Wealth und Head of Family Office bei BLN Capital, haben wir hierzu einen Leitfaden entwickelt, der sowohl eine optimale Anlageallokation, die rechtliche und steuerrechtliche Umsetzung sowie die zukünftige Familienplanung berücksichtigt.
Dieser Erste Teil unserer Serie dient dazu, mögliche Ausgangssituationen und die nötigen Vorüberlegungen zu beleuchten. Im Zweiten Teil konzentrieren wir uns auf Anlageziele und eine mögliche Struktur des Portfolios für GründerInnen und ManagerInnen von Startups. Im Dritten Teil zeigen wir steuerrechtlich und juristisch sinnvolle Wege auf, wie sich im praktischen Sinne das Vermögen strukturieren lässt.

1. Die Beteiligten am Exit

An dem Erfolg eines Startups sind nicht nur institutionelle Investoren und Venture Capital-Fonds beteiligt, sondern vor allem auch die Gründer, Business Angels und die frühen Manager in Schlüsselfunktionen, deren Situation wir hier näher beleuchten wollen. Die Ausgangssituationen der einzelnen Beteiligten können sich dabei durchaus unterscheiden und haben großen Einfluss auf zukünftige Anlagemöglichkeiten.
Die Gründer tragen das höchste unternehmerische Risiko und sind somit in den meisten Fällen auch diejenigen mit den meisten Geschäftsanteilen zum Zeitpunkt des Exits. Zwischen Gründung und Exit kann aber ziemlich viel Zeit vergehen – im Durchschnitt etwa sieben bis zehn Jahre - und so kommt es auch oft vor, dass Gründer während Finanzierungsrunde ihre Anteile teilweise in einem Secondary an neue oder bestehende Investoren veräußern und so an Liquidität kommen. Im Zuge eines Teil- oder Gesamtverkaufs müssen sich Gründer dementsprechend die Frage stellen, wie und über welche Strukturen sie zukünftige Investitionen durchführen.
Business Angels sind oft ehemalige Gründer, welche bereits einen oder mehrere erfolgreiche Exits hinter sich haben und die Entscheidung getroffen haben, ihr Vermögen ganz oder teilweise in Start-Ups zu investieren. Sie unterscheiden sich sowohl in der Art ihrer Investitionen (z.B. Sektoren, Phase, oder Investitionsgröße) als auch in ihrem Involvement in den unterliegenden Firmen. Anders als beim Gründer stellt sich also weniger die Frage des “Ob” beim (Re)Investment, sondern eher die Frage des “Wie” - wozu auch die Wahl passender Rechtsstrukturen gehört.
Davon unterscheiden sich die frühen ManagerInnen in den ersten Schlüsselpositionen eines Startups. Diese stellen sich, bevor sie bei einem Startup anheuern, auch noch nicht unbedingt die Frage, was sie nach dem Exit des Startups machen werden und verfügen zu diesem Zeitpunkt meist nicht über eine Beteiligungsgesellschaft. Vordergründig sind eher der Job und das Gehalt. Darüber hinaus werden Manager in Schlüsselfunktionen meist über einen sogenannten ESOP an dem Startup indirekt beteiligt. Damit ist ein Programm gemeint, über das Mitarbeiter am Exit-Erlös in bestimmtem Umfang teilnehmen können. Auch wenn Mitarbeiter sicherlich weitaus geringer an dem Startup beteiligt sind als Gründer und Business Angel, so kann im Falle des Exits über ein solches ESOP ein durchaus erheblicher Vermögenszuwachs bei diesen Mitarbeitern realisiert werden. Wie hoch dieser sein kann, verdeutlicht aktuell das Startup Personio, in dem bei der aktuellen Bewertung ca. 100 Mitarbeiter zu Millionären werden würden.

2. Vorüberlegungen bei der Vermögensverwaltung

Gründer, Business Angels sowie signifikant beteiligte Manager sollten beim Gedanken über die Vermögensverwaltung nach dem erfreulichen Exit-Event zunächst ein paar Vorüberlegungen treffen, um sich über ihre persönlichen Ziele bewusst zu werden.
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a. Anlagepräferenzen

Bevor Investoren anfangen, ihr hart verdientes Geld zu investieren, sollten sie sich gut überlegen, welche Anlageklassen zu ihnen, ihrer Renditeerwartung sowie ihrer Risikotoleranz gehören. Auch wenn Gründer und Business Angels beispielsweise ihr Geld als VC-finanziertes Start-Up finanziert haben, so heißt das nicht zwingend, dass ein VC-Fonds oder ein Start-Up auch eine Anlage ist, die für den Investor tatsächlich geeignet ist.
Hinsichtlich quantitativer Anlagepräferenzen sollten sich Anleger überlegen, wie sie zu Rendite und Risiko stehen. Im Kontext der Anlagepräferenzen ist die Rendite die erwartete Wertentwicklung, welche sich ein Anleger von einer Anlage erhofft. Sie ist z.B. dann relevant, wenn der Anleger von konkreten Renditezielen abhängig ist, um seine Lebensplanung zu verwirklichen, etwa bei Abhängigkeit monatlicher / jährlicher Ausschüttungen aus dem Portfolio oder konkreter Sparziele. Es ist jedoch wichtig, nicht arbiträre Renditeziele (z.B. 10% pro Jahr) zu stellen, sondern diese im Kontext des Risikos zu verstehen. Risiko kann verschieden definiert werden, relevante Messgrößen sind aber in der Regel die erwartete Schwankung des Portfolios (Volatilität), sondern der maximal hinnehmbare Verlust auf das angelegte Kapital (Capital at Risk bzw. Maximum Drawdown). Höhere Rendite steht immer im Kontext von höherem Risiko, welches sich in vielen Formen äußern kann - z.B. das Totalausfallrisiko bei riskanten Anlagen wie Venture Capital oder auch aktuell das Zinsveränderungsrisiko bei ansonsten als “sicher” bezeichneten Anleihen.
Relevant sind jedoch auch die qualitativen Anlagepräferenzen. Hierzu gehören die generellen Präferenzen des Anlegers, beispielsweise Vorlieben für oder gegen bestimmte Anlageklassen, als auch die Reflektierung persönlicher Ziele und Ideale wie beispielsweise Nachhaltigkeit. Ist ein Anleger etwa stark darauf fokussiert, ethische und moralische Ziele in seinem Portfolio reflektiert zu sehen, so kann dies das Anlageuniversum potentiell stark verkleinern. Ein anderes qualitatives Ziel ist der Grad, mit dem sich der Anleger im tagtäglichen mit seinem Portfolio beschäftigen möchte - möchte er sich zum Beispiel gar nicht damit beschäftigen, so machen Direktbeteiligungen in Themen wie VC oder Immobilien vermutlich kein Sinn. Lösungen mit Partnern in der Verwaltung, z.B. Fonds, können hier angemessener sein.
Letztlich sind die Anlagepräferenzen aber nicht alleinstehend zu sehen, sondern müssen natürlich auch im Kontext der Lebensplanung sowie der familiären Situation gesehen werden.

b. Eigene Lebensplanung

Die Lebensplanung umfasst oft die Entscheidung, Kinder zu haben oder nicht, und wenn ja, wie viele Kinder gewünscht werden. Die Verantwortung für die Kindererziehung und ihre Zukunft erfordert eine sorgfältige finanzielle Planung. Dazu gehören Bildungsausgaben, medizinische Versorgung, Freizeitaktivitäten und weitere finanzielle Bedürfnisse, die sich über viele Jahre erstrecken. Durch eine frühzeitige Planung und Investition in geeignete Anlageinstrumente können Eltern sicherstellen, dass sie die finanziellen Mittel haben, um ihre Kinder optimal zu unterstützen.
Die Familie kann unerwarteten Ereignissen wie Arbeitsplatzverlust, Krankheit oder anderen finanziellen Krisen ausgesetzt sein. Die eigene Familienplanung sollte diese potenziellen Risiken berücksichtigen und eine finanzielle Absicherung durch Notfallfonds und Versicherungen vorsehen. Eine solide Vermögensverwaltung ermöglicht es der Familie, solche Herausforderungen besser zu bewältigen, ohne dass die finanzielle Stabilität gefährdet wird.
Die Zeit vergeht schnell, und bevor man es bemerkt, stehen Eltern vor der Herausforderung der Altersvorsorge. Eine kluge Familienplanung sollte frühzeitig in Betracht ziehen, wie man für den Ruhestand vorsorgt und eine angemessene Altersvorsorge aufbaut. Das Erreichen finanzieller Unabhängigkeit im Alter ist nicht nur wichtig für die Eltern selbst, sondern auch für ihre Kinder, damit die Eltern im Pflegefall keine finanzielle Belastung für sie darstellen.
Die eigene Lebensplanung sollte auch die Frage der Erbschaftsplanung einschließen. Die Gestaltung eines strukturierten Nachlassplans hilft sicherzustellen, dass das Vermögen geordnet und nach den Wünschen des Vererbenden/Schenkenden verteilt wird. Dadurch können eventuelle Erbstreitigkeiten vermieden und eine reibungslose Übergabe des Vermögens an die nächste Generation gewährleistet werden.

c. Familiäre Situation

Auch die generelle familiäre Situation sollte berücksichtigt werden: Wie ist die Familienstruktur? Verfügt die Generation der Eltern bzw. der Großeltern bereits über Vermögen, das auf den Vermögensinhaber oder seine Kinder übergehen soll? Lässt sich vielleicht die eigene Vermögensplanung mit der der älteren Generation verbinden und könnten dadurch eventuell Synergieeffekte geschaffen werden? Verstehen sich die Familienmitglieder untereinander und wäre eine gemeinsame Vermögensverwaltung vorstellbar? Sollte dies der Fall sein, könnten sich daraus zahlreiche Vorteile aus der Bündelung des Familienvermögens ergeben. Hebeleffekte wären denkbar, redundante Kosten bei der Übertragung von Vermögenswerten auf die nächste Generation könnten vermieden werden und es ließen sich womöglich auch steuerliche Vorteile erzielen.

3. Warum Nachfolgeplanung und Finanzplanung untrennbar sind

Schon aus diesen Vorüberlegungen ergibt sich, dass Lebensplanung, familiäre Situation sowie die Anlagepräferenzen eng miteinander verwoben sind. Die drei Kategorien mögen auf den ersten Blick zwar unabhängig erscheinen, jedoch sind sie in Wahrheit beim Wunsch nach ganzheitlicher Planung untrennbar miteinander verbunden. Ist ein Anleger stark auf maximale Rendite fokussiert, so sollten signifikante Entnahmen aus dem Portfolio, z.B. im Kontext der Lebensplanung, zurückgestellt werden. Ist dagegen die Optimierung der erbschaftsteuerlichen Struktur im Vordergrund, so schränkt dies das relevante Anlageuniversum ein. Die sinnvolle Integration der drei Aspekte ermöglicht es Anlegern, das aufgebaute Vermögen nicht nur erfolgreich zu bewahren, sondern auch über Generationen hinweg zu sichern und zu vermehren.
Um den Vermögenserhalt auch über Generationen hinweg zu gewährleisten, bedarf es einer ganzheitlichen und langfristig orientierten Strategie. Eine durchdachte Nachfolgeplanung ermöglicht es, das Vermögen gezielt und steueroptimiert auf die nachfolgende Generation zu übertragen. Hierbei müssen individuelle Werte und Ziele der Familie berücksichtigt werden. Eine parallel dazu entwickelte Finanzplanung stellt sicher, dass die Erben nicht nur das Vermögen, sondern auch die nötige finanzielle Unterstützung erhalten, um ihre persönlichen Ziele zu verwirklichen und das Erbe in Einklang mit den Werten der Familie fortzuführen. ´
Durch eine enge Koordination von Nachfolgeplanung und Finanzplanung können steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten frühzeitig identifiziert und genutzt werden, um die Erbschafts- und Einkommensteuerbelastung zu minimieren. Zudem verhindert dieser koordinierte Ansatz Redundanzen und unnötige Ausgaben, was zu einer effizienteren Verwaltung des Vermögens führt und die Ressourcen optimal nutzt.
Das Zusammenspiel von Nachfolgeplanung und Finanzplanung ermöglicht es vermögenden Personen, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren und ihre Strategie an sich ändernde Lebensumstände und Marktbedingungen entsprechend anzupassen.
 
Der Erste Teil unserer Serie dient dazu, mögliche Ausgangssituationen und die nötigen Vorüberlegungen zu beleuchten. Im Zweiten Teil konzentrieren wir uns auf Anlageziele und eine mögliche Struktur des Portfolios für GründerInnen und ManagerInnen von Startups. Im Dritten Teil zeigen wir steuerrechtlich und juristisch sinnvolle Wege auf, wie sich im praktischen Sinne das Vermögen strukturieren lässt.
 
 

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Geschrieben von

Jan Voss
Jan Voss

Gastautor | Managing Director @ Cape May Wealth | Head of Family Office @ BLN Capital

Geschrieben von

Tobias Szarowicz
Tobias Szarowicz

Mitgründer @ our.capital | Jurist | Gesellschaftsrecht/M&A | Seriengründer und Advisor in verschiedenen Investitionsprojekten

Geschrieben von

Tamara Haydu
Tamara Haydu

Mitgründerin @ our.capital | Steuerberaterin | Venture Capital | Startups | High Net Worth Individuals

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Nachdem wir im Ersten Teil mögliche Ausgangssituationen von GründerInnen, Business Angels und MangerInnen betrachtet haben, konzentrierten wir uns im Zweiten Teil auf Anlageziele und eine mögliche finanzielle Struktur des Portfolios. Im Dritten Teil zeigen wir nun steuerrechtlich und juristisch sinnvolle Wege auf, wie sich im praktischen Sinne das Vermögen strukturieren lässt. Um eine gewisse Ordnung in dieser Vermögensstruktur zu schaffen, die Übersichtlichkeit des Vermögens wiederherzustellen und das Vermögen in seiner Gesamtheit “kinderfähig” zu machen, ohne dabei die nächste Generation zu sehr zu belasten, eignet sich ein Familienpool besonders gut. Ein Familienpool in Form einer Kommanditgesellschaft ermöglicht es, als eine Art Schirm auf Dritter Ebene Familienmitglieder und Familienvermögen zu bündeln.